andheri hilfeBonn (epo.de). - Seit mehr als einer Woche setzen fundamentalistische Hindus im Nordwesten Orissas Kirchen in Brand, zerstören kirchliche Einrichtungen, errichten Straßenblockaden und liefern sich Zusammenstöße mit der Polizei. Das berichtet die Andheri-Hilfe, deren Partnerorganisationen ebenfalls von den Übergriffen betroffen seien. Mehr als zehn Menschen sollen inzwischen bei Überfällen und Brandstiftungen getötet worden sein. Hunderte flohen vor der Gewalt in die Wälder.

Aufgebrachte Anhänger des Hindu-Priesters Swami Laxmananda Saraswati, so der Bericht der Andheri-Hilfe in Bonn, "gingen nach seiner Ermordung am 23. August in Jalespata aus Protest brutal gegen Christen vor". Korrespondenten hätten die Tötung des Priesters, der Führer des nationalistischen Hindu-Rates Vishwa Hindu Parishad (VHP) war, maoistischen Rebellen zugeschrieben. VHP-Anhänger sehen hinter der Tat jedoch eine Verschwörung von Christen. Denn Saraswati hatte eine Kampagne angeführt, die sich gegen die Konvertierung von Hindus zum Christentum richtet.

Der Erzbischof von Bhubaneswar, Raphael Cheenath, berichtete über die jüngsten Ausschreitungen: "Hier steht alles in Flammen: Ein Pastoralzentrum, eine Sozialstation, Klöster und Kirchen wurden angezündet." Auch das Bischofshaus sei angegriffen worden. Die Ordnungskräfte seien zwar vor Ort, erreichten aber kaum etwas, so der Erzbischof. Einige Priester und Ordensfrauen habe die Polizei schützen können. Andere seien mit den Worten weggeschickt worden: "Helft euch selbst, wir können es nicht."
 
Der Vatikan verurteilte am Dienstag die Feindseligkeiten und appellierte an das Verantwortungsgefühl aller Beteiligten, den Übergriffen ein Ende zu setzen.

AUCH NGOS ZIEL DER ATTACKEN

Auch Partnerorganisationen der Andheri-Hilfe sind betroffen. Obwohl sie keine christlichen Organisationen sind, sondern von Hindus geleitet werden, waren auch drei Partner der Andheri-Hilfe und zahlreiche andere NROs (Nichtregierungs-Organisationen) Ziel der Angriffe und Plünderungen. "Ob die Aufklärungsarbeit, die diese Organisationen leisten, den Fundamentalisten ein Dorn im Auge ist?", fragt sich die Andheri-Hilfe. "Denn schließlich befähigen diese Organisationen die unterdrückten Dalits (Unberührbare) und Adivasi (Ureinwohner) ja, sich für ihre Rechte einzusetzen."

Der Chef des Vishwa Hindu Parishad (VHP), Shri Vedantam, machte die Christen selbst für die Gewaltwelle verantwortlich. Sie hätten die Angriffe inszeniert, um Hindus die Schuld zu geben, sagte er der italienischen Tageszeitung "La Stampa" am Dienstag.

Hauptverantwortlich für interreligiöse Konflikte seien christliche Missionare, so Vedantam. Sie lockten mit dem Versprechen von Geld und medizinischer Hilfe Kastenlose und arme unschuldige Hindus in die Kirche. "Doch die Zahl der in Indien lebenden Christen spricht dagegen", erklärte die Andheri-Hilfe. "Diese ist mit 2,5 % seit Jahrzehnten stabil."

Hintergrund der Wut auf die Christen, so erläutern Kirchenvertreter, ist die Furcht von Hindufanatikern um das traditionelle Kastensystem. Die meisten der mehr als 20 Millionen indischen Christen sind sogenannte Kastenlose: Dalits oder Adivasi, indigene Stammesvölker außerhalb der hinduistischen Gesellschaftspyramide, die in der Konvertierung zum Christentum dem Stempel der "Unberührbarkeit" entkommen wollen. Was die Kirche als Hinwendung zu den Armen durch Entwicklungshilfe verstehe, sei in den Augen von Eiferern unter den Hindus eine aggressive Abwerbung von Gläubigen, so die Andheri-Hilfe.

-> FAZ: Flächenbrand in Orissa

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