Bundespräsident Horst Köhler mit Stipendiaten. Foto: pegBerlin (epo.de). - Bundespräsident Horst Köhler war das Treffen mit den 24 jungen Studenten und Wissenschaftlern aus Ostafrika und Deutschland am Mittwoch sichtlich eine Herzensangelegenheit. Die Stipendiaten beschäftigen sich vier Wochen lang "in Deutschland mit dem, was in Afrika wichtig ist und in Afrika mit dem, was in Deutschland wichtig ist", präzisierte Katja Böhler, Projektleiterin für die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), nach dem Empfang beim Bundespräsidenten. "Das Programm heißt 'Go Africa... Go Germany' und reiht sich in den Kontext von Horst Köhlers Initiative "Partnerschaft mit Afrika" ein. Das Ziel: Durch die persönliche Begegnung einen "differenzierten Blick auf die jeweils andere Kultur zu ermöglichen".

Köhler wurde in der guten halben Stunde der Begegnung auf Schloss Bellevue nicht müde zu betonen, wie wichtig ihm Gespräche zwischen jungen Deutschen und jungen Afrikanern auf gleicher Augenhöhe sind: "Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich oder ein anderer Deutscher weiß, was für Sie gut ist", ein Programm wie dieses könne jedoch die Basis schaffen, um gemeinsam darüber zu diskutieren, gab er den jungen Gästen aus Afrika mit auf den Weg.

Die Gruppe ist seit zehn Tagen in Deutschland unterwegs, von Bayern (Thema Föderalismus) ging es geradewegs nach Brandenburg, wo die Stipendiaten einen Milchviehbetrieb nach deutschem Muster und womöglich Deutschlands "leistungsstärkste Kuh" (eine beeindruckte Katja Böhler: "Sie produziert 12.000 Liter Milch im Jahr") kennenlernten. Genau auf solche Erfahrungen kommt es den Programmverantwortlichen an, sie wollen die jeweils andere Perspektive in politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen zeigen. In diesem speziellen Fall ging es darum, den Besuchern aus agrarisch geprägten Ländern die Probleme der deutschen Milchbauern vor Augen zu führen. Im Februar/März geht die Reise dann nach Tansania und Uganda.

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Ein Ergebnis der Begegnung klang beim Empfang des Bundespräsidenten bereits an, vorgetragen von der Kenianerin Linda Bore, einer jungen Juristin. Die Menschen in Kenia seien nicht so sehr am Thema Demokratisierung interessiert, als daran, sicher und menschenwürdig leben zu können, formulierte sie in einem kurzen Vortrag. Das sehe er durchaus nicht als Gegensatz, erwiderte Köhler später in der Fragerunde, bei der nach den Vorträgen allerdings nur Zeit für drei Fragen blieb,. Diese rankten sich im Wesentlichen um Köhlers Engagement für Afrika und seinen Beweggründen dafür, die nicht zuletzt auf seinen christlichen Überzeugungen fußen.

Die diesjährige Stipendiaten-Gruppe ist die zweite im Austauschprogramm. Die jungen Afrikaner stammen aus dem Osten des Kontinents, aus Ländern wie Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Ruanda und Mauritius. Die erste Gruppe der jungen Deutschen kam mit Stipendiaten aus Südafrika zusammen. Aus Südafrika hatten sich rund 400 junge Menschen mit einem Essay beworben, aus Ostafrika kamen nur etwa halb so viel Bewerbungen.

Das liege wohl auch an den unterschiedlichen Kommunikationsstrukturen und der Krise in Kenia, mutmaßte Katja Böhler. Die jetzige Gruppe, die noch die Reise nach Köln und Brüssel vor sich hat, nimmt sich des Themas Partnerschaft an. Die vorherige hatte ein Papier zum Thema Bildung erarbeitet, das laut Böhler in die "Accra Agenda for Action" eingeflossen ist, die Abschlusserklärung der Konferenz zur Wirksamkeit der Entwicklungshilfe (epo.de berichtete).

Das Projekt finde keineswegs "im luftleeren Raum statt", unterstrich Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Deshalb soll es nach der dritten Auflage mit Studenten aus Westafrika nach dem Willen der Planer auch in der Gründung eines deutsch-afrikanischen Jugendbildungswerkes münden, dessen Basis und (ehrenamtliche) Mitarbeiter die ehemaligen Stipendiaten sein könnten. Woher das dafür notwendige Geld komme, sei allerdings noch nicht klar, so Holger Ehmke, Fachbereichsleiter Bildungsferne Zielgruppen bei der bpb.

Foto: Empfang bei Bundespräsident Horst Köhler für 24 Stipendiaten des Projektes "Go Africa... Go Germany) aus Ostafrika und Deutschland am Mittwoch im Schloss Bellevue, von links: Dennis Kumetat (Stipendiat), Thomas Krüger (Präsident bpb), Linda Bore (Stipendiatin, Kenia) und Bundespräsident Horst Köhler. Foto: peg

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