GuideStar LogoBerlin (epo.de). - Ende Oktober wird ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt abgeschlossen, das für mehr Transparenz unter gemeinnützigen Organisationen - dem sogenannten Dritten Sektor - sorgen soll. GuideStar Europe ist ein internationales Konsortium, das während der vergangenen eineinhalb Jahre die Voraussetzungen für den Aufbau von nationalen "Onlinedatenbanken für die europäische Bürgergesellschaft" untersucht hat. Bürger, die für gemeinnützige Zwecke spenden wollen, sollen mit Hilfe eines zentralen, aber nationalen Eigenheiten genügenden Internetportals standardisierte Informationen abrufen und so zum Beispiel prüfen und vergleichen können, welche Organisation ihre Spende verdient. GuideStar Deutschland will im Frühjahr 2009 online gehen. Während alle gemeinnützigen Organisationen - vom Tierschutzverein bis hin zu den entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen (NRO) - öffentlich beteuern, transpartenter und effektiver arbeiten zu wollen, tobt hinter den Kulissen ein Kampf um den größtmöglichen Anteil am Spendenmarkt. Mehr Transparenz, so sehen es einige Wohlfahrtsorganisationen, kann dabei auch hinderlich sein.

GuideStar Deutschland begann Anfang 2005 damit, "die wertvolle Arbeit unzähliger Vereine, Stiftungen und anderer gemeinnütziger Einrichtungen für die Öffentlichkeit sichtbar (zu) machen und zur Entwicklung einer deutschen Transparenzkultur bei(zu)tragen." Die zweiköpfige Crew, die das derzeit beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) angesiedelte Projekt betreut, beschreibt ihr Anliegen so: "Wir glauben, dass bessere Information entscheidende Impulse für die Entwicklung von bürgerschaftlichem Engagement und die Praxis des dritten Sektors geben würde."

Fachliche Unterstützung erfährt das Projekt durch einen Beirat, dem Vertreterinnen und Vertreter des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE), des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, des Deutschen Kulturrats, des Deutschen Naturschutzrings (DNR), des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und des Verbandes Entwicklungspolitik (VENRO) angehören. GuideStar-Projekte gibt es auch in Irland, Ungarn, in den Niederlanden und Südafrika; GuideStar USA und UK sind bereits online.

MEHR TRANSPARENZ TUT NOT

Dass mehr Transparenz der spendensammelnden Organisationen dem bürgerschaftlichen Engagement förderlich wäre, sagen alle, die man zu dieser Thematik befragt. Nicht wenige potenzielle Spender sind angesichts einer Unzahl von gemeinnützigen Vereinen, Stiftungen, Hilfsorganisationen und Lobbygruppen überfordert wenn es um die Frage geht, welche Organisation seriös arbeitet, für einen zweckgemäßen Einsatz der Spendengelder garantiert und die Verwaltungs- und Werbekosten in angemessenen Grenzen hält.

Transparency International (TI) fordert seit Jahren mehr Transparenz auf dem deutschen Spendenmarkt. Der 3. Sektor habe sich im Vergleich zu Unternehmen "den Rechenschaftspflichten nicht so stellen müssen", kritisierte Karenina Schröder von TI Deutschland unlängst im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement des Deutschen Bundestages. Auch in den Medien hätten Wohlfahrtsverbände und gemeinnützige Einrichtungen einen Bonus, der vor einer allzu kritischen Beobachtung schütze. Wer das Wort "Hilfe" schon im Namen trägt, wird längst nicht so mißtrauisch beäugt wie ein multinationaler Konzern.

{mosimage} Daniela Felser vom Deutschen Spendenrat beklagte vor dem Unterausschuss, dass restriktive gesetzliche Vorgaben für spendensammelnde Organisationen in vielen Bundesländern abgeschafft worden seien. Die Steuergesetze seien oft zu eng gefasst.

Aus Datenschutzgründen hat der Nomalsterbliche keinen Zugriff auf viele Daten, die zur Einschätzung einer Organisation notwendig wären. Nicht einmal eine einfache Liste der rund 600.000 gemeinnützigen Vereine und 15.000 nichtkirchlichen Stiftungen ist verfügbar. Und selbst die bloße Einsicht in das Vereinsregister ist ein kostenpflichtiger, umständlicher Verwaltungsakt.

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Transparenz tut not in einem Sektor, dessen volkswirtschaftliche Bedeutung häufig unterschätzt wird. Das Spendenportal Helpedia  fasste in einer Marktanalyse wesentliche Fakten zusammen:
"Der gemeinnützige Sektor in Deutschland ist von beeindruckender Größe. Allein in den Bereichen Umwelt, Kultur und Wohlfahrt sind weit über 150.000 Organisationen tätig. Mehr als 20 Millionen Menschen sind ehrenamtlich engagiert, und das jährliche Spendenvolumen wird hierzulande auf 3 - 5 Milliarden Euro geschätzt. Auch stellt der so genannte Dritte Sektor mit dem Deutschen Caritasverband und dessen ca. 500.000 hauptamtlichen Beschäftigten den größten nicht staatlichen Arbeitgeber des Landes. (...) Aufgrund mangelnder Offenlegungspflichten und fehlender Transparenz gibt es keine offiziellen Zahlen zur Höhe der jährlichen Spenden. Wissenschaftliche Erhebungen gehen jedoch von ca. 29 Millionen PrivatspenderInnen aus, die ein jährliches Spendenvolumen zwischen € 3,4 und 5,2 Milliarden erreichen. Diese Zahlen erscheinen beachtlich, stützen jedoch keinesfalls die These, dass es sich bei Deutschland um den „Spendenweltmeister“ handelt. So liegt der Anteil der Spender an der Gesamtbevölkerung in den Niederlanden, Schweden und Norwegen um fast 40% und in Großbritannien immer noch 20% höher als in Deutschland. In den USA übersteigt die Pro-Kopf-Spende die der Deutschen sogar um ein vielfaches. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, wobei die mangelnde Transparenz der hierzulande um Spenden werbenden Organisationen sicherlich ein wichtiger Grund ist. Im Gegensatz zu anderen Staaten gibt es in Deutschland keine zentrale Stelle, von der aus Hintergrundinformationen zur finanziellen Situation und den einzelnen Arbeitsbereichen der verschiedenen Organisationen abgerufen werden können."
Laut DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke, dem "Saubermann des deutschen Spendenwesens" (SPD-MdB und Unterauschuss-Vorsitzender Michael Bürsch) tragen allerdings allein die 30 größten Spendenorganisationen mit 1,1 Milliarden Euro zum jährlichen Spendenvolumen von rund vier Milliarden Euro in Deutschland bei. Die Hälfte der spendensammelnden Organisationen habe weniger als 500.000 Euro jährliche Einnahmen, sagte Wilke vor dem Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement am 15. Oktober im Bundestag.

TRICKSER AUF DEM SPENDENMARKT

"Wenn man sich in den USA über eine NPO informieren will, führt kein Weg an GuideStar (www.guidestar.org) vorbei", schreibt das Fundraising-Portal. "Viele Informationen – insbesondere auch solche der finanziellen Situation – können auf GuideStar über fast alle amerikanischen NPOs (Nonprofit-Organisationen, Red.) recherchiert werden. GuideStar leistet damit als weltweit größtes Online-Portal für den Dritten Sektor einen wichtigen Beitrag zu Transparenz und Accountability. "

{mosimage} Doch auf dem Spendenmarkt geht es nicht immer fair zu. Wer mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken kann, bekommt mehr Spenden. Deshalb wird mitunter mit harten Bandagen um Spenden geworben. Immer wieder setzten spendensammelnde Organisationen in der Vergangenheit "Drückerkolonnen" zum Klinkenputzen ein. Fotos und Filme hungernder Kinder prägen sich stärker ein als nüchterne Zahlen. Patenschaften für Kinder in Entwicklungsländern stellen den persönlichen Bezug und die entsprechende Betroffenheit her, die das Portemonnai öffnen.

Gekaufte Sendeminuten oder "product placement" in privaten Fernsehkanälen, wie es ein christliches Kinderhilfswerk praktizierte, schaffen ein Millionenpublikum und garantieren hohe Spendenvolumen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Kumpf berichtete im Unterausschuss des Bundestages, die Verquickung von Großspenden an medizinische Einrichtungen mit Eigeninteressen (der Vermarktung von Arzneimitteln durch einen Großhändler) seien an der Tagesordnung. Karenina Schröder von TI sieht auch medizinische Selbsthilfegruppen häufig in Gefahr, den Verlockungen von seiten der Pharmakonzerne durch Spenden zu erliegen.

TEURES SPENDENSIEGEL

{mosimage} Wer in Deutschland spenden will, muss sich über das Spendenportal oder eine Vielzahl anderer Websites (-> Liste), die aus mehr oder weniger altruistischen Gründen aus der Taufe gehoben wurden, die notwendigen Informationen mühsam zusammensuchen. Beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, das ein Spendensiegel vergibt, können sich vor allem kleinere, rein ehrenamtlich geführte Vereine kaum registrieren, denn ein Eintrag kostet 500 Euro (plus 1.000 Euro beim Erstantrag) sowie eine nach dem Spendenaufkommen gestaffelte Jahresgebühr, die bis zu 10.000 Euro betragen kann.

Bernd Pastors, Schatzmeister des Verbandes Entwicklungspolitik, einem freiwilligen Zusammenschluss von rund 100 deutschen Nichtregierungsorganisationen (NRO), findet deshalb, dass GuideStar vor allem für kleinere und mittlere Organisationen interessant sein könnte, die sich Aufwand und Kosten des DZI-Siegels nicht leisten können oder wollen. Vor allem würde GuideStar den Vorteil bieten, durch eine Hinterlegung von Daten in standardisierter Form Vergleiche zwischen den Organisationen anstellen zu können, auch wenn die Daten nicht geprüft und kontrolliert werden.

TRANSPARENZ JA - ABER NICHT NUR BETRIEBSWIRTSCHAFTLICH

Der Geschäftsführer von medico international in Frankfurt, Thomas Gebauer, unterstützt die Forderung nach mehr Transparenz, warnt aber vor einer eindimensionalen Betrachtungsweise (epo.de berichtete). Zum einen könnten viele kleine Organisationen die Transparenz-Kriterien nicht erfüllen. Für überwiegend ehrenamtlich geführte Vereine sei es einfach "zu viel Aufwand", sich in alle möglichen Internetportale und Datenbanken einzutragen. Seit Jahren forderten die NRO deshalb, das DZI finanziell und personell besser auszustatten.

Gebauer kritisiert aber auch die Verengung der Debatte auf betriebswirtschaftliche Größen. Eine Organisation, die Hunderttausende Flüchtlinge erfolgreich "manage" und dabei größtmögliche Transparenz an den Tag lege, mache noch lange keine gute Arbeit, wenn die Flüchtlinge nach Abschluss des Projekts noch immer in Lagern leben müssen und sich ihr Schicksal nicht zum Besseren gewendet hat. Solche Organisationen könnten dann durchaus den "Transparenz-Preis" der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers erhalten, die sogar von der "besten" statt der "transparentesten" NRO spreche.

CHANCE VERTAN?

Der Skandal um das Kinderhilfswerk UNICEF Deutschland (epo.de berichtete), der sich in Kürze jährt, bot die Chance, das GuideStar Projekt stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. "„Das war ganz klar ein Schub für uns", sagte Initiator und Gründer Martin Vogelsang gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

{mosimage} Doch aus verschiedenen Gründen blieb die Gunst der Stunde für GuideStar ungenutzt. Zum einen treibt den verantwortlichen Beamten im Familienministerium in Berlin, Christoph Linzbach, die "Sorge" um, "dass sich das DZI damit auch verheben kann". Das DZI verfügt über lediglich 20 Vollzeit-Stellen und einen Jahresetat von 1,1 Millionen Euro, versucht aber Initiativen wie GuideStar an sich zu binden, um die zentrale Anlaufstelle in Sachen Transparenz und Kontrolle im gemeinnützigen Sektor zu bleiben. Hierarchisch organisierte Arbeitsabläufe tun ihr übriges, Chancen wie den UNICEF-Skandal auf dem Schreibtisch verstauben zu lassen.

Da die Finanzierung des Projekts nach dem Auslaufen der EU-Förderung offen ist, hörte Linzbach im Unterausschuss verschiedentlich den Ruf, das DZI mit mehr Mitteln auszustatten. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ist - neben dem Berliner Senat, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, dem Deutschen Städtetag und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Hauptfinanzier des DZI.

Das GuideStar Projekt sei "noch nicht so ausgereift, dass das BMFSJ es fördern könnte", sagte Linzbach vor dem Unterausschuß. Gegenüber epo.de bekräftigte der Spitzenbeamte, dies bedeute "kein negatives Votum". Bei Gesprächen mit den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege seien jedoch noch "viele offene Fragen" aufgetaucht - etwa, wie mit rechtsradikalen Organisationen umgegangen werde, die auf den Spendenmarkt drängen könnten. "Wir wollen die Transparenz fördern. Aber die großen Organisationen müssen das Projekt mittragen", sagte Linzbach.

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KRÄFTIGER GEGENWIND

Deutlich Gegenwind erhält GuideStar beispielsweise vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, dessen Geschäftsführer Werner Hesse gegenüber Entwicklungspolitik Online erklärte, "dass GuideStar in keiner Weise für die Richtigkeit der eingestellten Daten stehen kann, dass es auch keinen Bedarf für einen überregionalen Zugriff auf Daten kleiner Organisationen mit örtlichem Wirkungskreis gibt. Dazu steht ein jährlicher Finanzbedarf von mindestens 500.000 € in keinem gesunden Verhältnis."

Hesse verweist zudem auf GuideStar USA und deren Angebot, Behörden, Firmen oder anderen Interessenten aufbereitete Daten gegen Bezahlung als "Enterprise Solutions" zur Verfügung zu stellen. "Dort können Sie sehen, dass mit den gesammelten Daten ein schwunghafter Handel betrieben wird", kritisierte Hesse. "Der elektronische Bundesanzeiger ist bereits vorhanden. Es braucht nicht wirklich neue Instrumente."

{mosimage} Wer sich freilich darüber aufregt, dass wie bei GuideStar USA aufbereitete Nutzerdaten - häufig in Studien oder in eine handliche Software verpackt - mit dem Einverständnis der betreffenden Organisationen verkauft werden, um eine Refinanzierung der kostenlosen Angebote zu erreichen, hat sich mit dem Internet-Business bislang wenig befasst. Martin Vogelsang denkt derzeit nicht an eine Vermarktung wie in den USA, will dies aber für eine fernere Zukunft auch nicht ausschließen. Der Unternehmensberater, der bei Top-Agenturen arbeitete und zum Thema Unternehmensethik promovierte, sieht eher einen Vorteil für die Allgemeinheit darin, dass sich beispielsweise ein Beamter in einem Arbeitsamt auf diese Weise einen Überblick über nichtstaatliche Organisationen in der Region verschaffen kann, ohne sich tagelang durchs Internet klicken oder Telefonbücher wälzen zu müssen.

Auch den Einwand, dubiose Organisationen könnten sich über einen Eintrag in der Datenbank Zugang zum Spendenmarkt verschaffen, lässt Vogelsang nicht gelten. Ein unabhängiger, externer Ombudsmann werde solche Einträge sichten und notfalls einschreiten. "Manche großen Wohlfahrtsverbände scheuen die Transparenz, weil sie in Konkurrenz zu privaten Anbietern stehen und besorgt sind, dass sie schlecht dabei abschneiden", lautet seine Vermutung.

Der Paritätischen Wohlfahrtsverband untermauert diese Aussage in einer Stellungnahme an den Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement vom 13. Oktober selbst. Es sei "nicht nachzuvollziehen, warum gemeinnützige Vereine und Stiftungen weitergehenden Publizitätsvorschriften unterliegen sollen als gewerbliche Unternehmen", heißt es darin. "Dies wäre insbesondere in Feldern problematisch, in denen gemeinnützige Organisationen mit gewerblichen Trägern am Markt konkurrieren - z.B. im Bereich der ambulanten und stationären Pflege."

SPREU UND WEIZEN

{mosimage} Am 28. Oktober stellt Martin Vogelsang in Berlin die Ergebnisse des mit rund 600.000 Euro von der EU-Kommission im Rahmen ihres eTEN-Programms geförderten Projekts vor. Im wesentlichen ist es die Erkenntnis, dass es einer "kritischen Masse" an Daten bedarf, um einen "Schneeballeffekt" zu erzielen. Vogelsang ist optimistisch, dass die deutsche Datenbank im Frühjahr 2009 online gehen kann: "Wir wollen soviele der 237 Spendensiegelorganisationen wie möglich dafür gewinnen mitzumachen - plus alle die Organisationen, die sich bei uns freiwillig gemeldet haben. Eine genaue Zahl ist schwer zu nennen. Aber wenn es uns gelingt, mit 100 der großen Organisationen zu starten, wäre das als 'kritische Masse' in Ordnung."

Für mehr Transparenz sei jedoch die Informationstiefe und Qualität der Daten entscheidend, betont der Unternehmensberater. Ein Ergebnis des Projekts sei auch, dass man die wichtigsten "Stakeholder" des 3. Sektors und deren Expertise für die Teilnahme gewinnen muss, um einen Multiplikator-Effekt zu erreichen - und dass diese Vorgehensweise andererseits den Nachteil in sich birgt, den Prozess sehr zu verlangsamen. Dass die Pilotversion der Datenbank in der Aufbauphase zur Entwicklung eines Standards (Berichtsrahmen) nur Insidern zugänglich ist, habe den Nachteil, "dass es an Öffentlichkeit/Sichbarkeit für unser Projekt fehlt. Ein Infrastrukturprojekt wie GuideStar ist ohne das 'lebende Beispiel' aber den wichtigen Interessenträgern (z.B. Sponsoren und NGOs) nur schwer zu vermitteln." 

VENRO erarbeitet mit seinen Mitgliedern derzeit einen Verhaltenskodex, der das Vertrauen der Öffentlichkeit in die NRO-Arbeit verbessern soll. So sollen etwa Standards für transparente und verantwortungsvolle Führungsstrukturen entwickelt werden. Der Kodex soll auf der Mitgliederversammlung im Dezember verabschiedet werden.

Ob Kodex, GuideStar oder Spendensiegel, auch Transparenz-Initiativen bieten keine Gewähr, die Spreu immer vom Weizen trennen zu können. So berichtete ein Insider, der vor Jahren ein großes Hilfswerk mitgegründet hat, gegenüber Entwicklungspolitik Online von der gängigen Praxis bei NRO, die Verwaltungskosten kreativ zu verringern, um den Verwaltungs- und Werbekostenanteil unter der vom DZI geforderten Marke von 35 Prozent zu halten. Verwaltungsarbeit, die üblicherweise in der deutschen Zentrale anfällt, wird dazu buchhalterisch ins Ausland verlagert, wo sie zu den Programm- oder Projektkosten addiert wird.

VENRO will denn auch denjenigen Organisationen einen Riegel vorschieben, die vorgeben und damit werben, hundert Prozent der Spendengelder kämen bei den Hilfsbedürftigen an. Denn Verwaltungskosten fallen immer an. "Auch zu wenig Verwaltung kann ein Problem sein", bekräftigte DZI-Chef Wilke im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement. Dass die Forderung nach mehr Transparenz richtig und Kontrolle wichtig ist, belegte er mit einer nüchternen Zahl: Rund 30 Prozent der Erstanträge auf ein Spendensiegel sind "nicht erfolgreich".

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