Schattenbericht Entwicklungshilfe

Berlin (epo.de). - Die Welthungerhilfe und terre des hommes Deutschland haben den Rückgang der öffentlichen Entwicklungshilfe der Industriestaaten von 104,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf 103,7 Milliarden US-Dollar (2007) kritisiert. Damit verletze die Gebergemeinschaft ihre im Rahmen der EU und auf G8-Gipfeltreffen getroffenen Selbstverpflichtungen, erklärten die beiden nichtstaatlichen Organisationen bei der Vorstellung des 16. Berichts zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe am Donnerstag in Berlin. Sie befürchten weitere Einschränkungen durch die aktuelle Finanzkrise.
 
Das Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungshilfe auszugeben, erfüllen dem Bericht zufolge nur Norwegen, Schweden, Luxemburg, Dänemark und die Niederlande. Deutschland liegt mit 0,37 Prozent nur im Mittelfeld auf Rang 12 von den 22 Geberstaaten. Zwar setze sich der Aufwärtstrend für Entwicklungshilfe im Bundeshaushalt fort, dafür erfülle die Bundesregierung aber die Verpflichtungen nur zur Hälfte. "Dazu müsste das Budget um 1,6 Milliarden Euro pro Jahr steigen", so terre des hommes und Welthungerhilfe.
 
Welthungerhilfe und terre des hommes befürchten weitere negative Folgen für die Entwicklungsländer. "Wir erleben in diesen Tagen, wie die Finanzkrise auch auf die Realwirtschaft übergreift. Entwicklungsländer sind besonders verwundbar und werden daher besonders hart betroffen sein und zwar langfristig", sagte Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der Welthungerhilfe. Peter Mucke, Geschäftsführender Vorstand von terre des hommes, forderte: "Ein Konjunkturpaket zur Stabilisierung der Wirtschaft, wie es die westlichen Länder derzeit auflegen, ist deshalb auch zur Stärkung der deutschen Entwicklungshilfe dringend erforderlich. Dass schnell Geld mobilisiert werden kann, wenn der politische Wille da ist, haben wir bei uns ja gerade erlebt."

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500 MILLIARDEN JÄHRLICHER VERLUST DURCH STEUERHINTERZIEHUNG
 
Eine zentrale Rolle für die Bekämpfung von Hunger und Armut spielen aber auch die öffentlichen Finanzen in den Entwicklungsländern selbst. Nach groben Schätzungen verlieren die Entwicklungsländer pro Jahr mindestens 500 Milliarden US-Dollar durch Unterschlagung und Steuerhinterziehung und damit das Fünffache der weltweiten Entwicklungshilfe. Nötig ist deshalb nach Ansicht der beiden Hilfsorganisationen ein zwischenstaatliches Gremium zur Überwachung der Kapitalströme sowie Unterstützung beim Aufbau eines Steuer- und Einnahmensystems in den Entwicklungsländern.

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Der Bericht "Die Wirklichkeit der Entwicklungshilfe" ist als "Schattenbericht" zu den offiziellen Zahlen des Entwicklungsausschusses (Development Assistance Committee/DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) konzipiert. Er untersucht Quantität und Qualität der deutschen und internationalen Entwicklungshilfe. 

-> 16. Bericht "Zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe (PDF)
-> www.tdh.de
-> www.welthungerhilfe.de

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